Montag, 14. April 2014

Hingucker in Gold und Leder DeGinder Cycle Manufactur seit dem 23.07.2011 aktiv-in-Berlin Charlottenburg tätig



 Handgriffe und Sattel aus feinstem Rindsleder, farblich abgestimmt mit der Lackierung des Rahmens.
Mit dem gleichen geprägten Leder bezogen sind die Pedale und das Kettenblech. 

Kein Fahrrad, das man einfach draußen anschließt – 
und wenn sich das mal gar nicht vermeiden lässt, 
hat das Schloss zumindest ebenfalls einen ledernen Ãœberzug.
Alles andere wäre Stilbruch. Und natürlich soll das Velo keine hässlichen Schrammen bekommen.
Aber wer sich in der Deginder-Cycle-Manufaktur in Charlottenburg ein Fahrrad ganz nach seinen
Wünschen gestalten lässt, will das üblicherweise eher in seinem Wohnzimmer als unter einer Laterne
parken. Die Räder, die Dirk deGünther nach individuellen Kundenwünschen zusammenstellt,
sind Unikate. Kunstwerke, abgestimmt auf den Stil seiner Besitzer.
Festzustellen, was genau zu dem Menschen passt, der in seinem Laden vor ihm steht, dafür
nimmt sich der 42-Jährige richtig Zeit. Nie käme er auf die Idee, Kunden einfach einen dicken Katalog in die Hand zu drücken. Stattdessen führt er Interviews
mit ihnen. „Und das sehr detailliert“, wie er betont. Welchem Zweck das Rad dienen soll, das
will er genau wissen. Ob es als Zweitrad nur am Wochenende für Ausfahrten genutzt werden soll
oder als Alltagsrad. Ob derjenige, der es künftig fährt, als Anzugträger ins Büro radelt. Das ist für ihn
viel wichtiger als die Frage, was das gute Stück kosten
darf. Die Antwort darauf ergibt sich vielfach von selbst. Kürzlich habe sich zum Beispiel ein Arzt
von ihm ein Rad gestalten lassen. „Der wollte es in seiner Praxis parken. Dort, wo es auch die Patienten sehen.“ Logisch, dass für deGünther wichtig
war zu erfahren, wie die Praxis gestaltet sei. Mit manchen der Räder, die Kunden bei ihm bestellen,
wird vielleicht nie auch nur ein einziger Kilometer zurückgelegt. Sie dienen bei Messen als Blickfang. Oder ziehen die Aufmerksamkeit gut betuchter
Touristen auf sich - wie das 3.500 Euro teure Damenrad,
bei dem statt Chrom nur Kupfer glänzt, und das deGünther an einen Fahrradhändler auf
Mallorca verkauft hat. Das auffälligste - und mit 4.200 Euro auch teuerste
– Stück, das er bis dato zusammengebaut hat, war der Chopper mit der matt goldenen Lackierung,
den Stierhörnern als Lenker, dem mit Ziegenfell bezogenen Sattel und den silbernen Totenköpfen
als Ventilkappen. DeGünther ist Radfreak, war es schon als Steppke. Er habe eher Rad fahren
als laufen gekonnt, sagte die Mutter immer scherzhaft.
Mit dem Vater, der im nordhessischen Korbach
ein Freizeit- und Radgeschäft betrieb, baute er schon als kleiner Junge Fahrräder zusammen.
Folgerichtig wurde er entdeckt, als er vom Rad aus gegen eine Coladose trat: Mehrfach war deGünther deutscher Meister im Radball und bedient
jetzt vornehmlich männliche Kunden ab 40. 

Manchmal auch mit Mantarochenleder überzogenen Rahmen. 



TEXT UND FOTOS Von
Claudia Lippert und Katrin Starke

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